E. A. Vetter - Rezension
*Franz Kafka Gesellschaft*
Široká 14, 110 00 Prag 1
Elfie A. Vetter stellte ihr neues Buch „Mittag beim Italiener“ vor am 23.09.2015
Am Abend des 23. September hatte ich das Vergnügen, in der Prags Kafka Gesellschaft eine Lesung zu besuchen. Im gemütlichen Raum sah die Bühne fast wie ein Wohnzimmer aus. Hier hat Frau Elfie A.Vetter, eine vielseitig talentierte Künstlerin, ihr neuestes Buch, “Mittag beim Italiener”, hervorragend vorgestellt.
Zugegeben, hatte ich das ganze Buch schon zweimal --- manche der Geschichten auch mehrmals --- gelesen; somit hatten mir die Texte bereits gefallen. Aber was meine Ohren zu hören bekamen hat mich wahrlich hingerissen. Mit Feingefühl für Drama hat Frau Vetter ihre samtartige Stimme zu jeder der Kurzgeschichten angepasst, um dadurch die Vielseitigkeit der Situationen, der Menschen, der Emotionen, kurzum, des Lebens, auszudrücken. Gekonnt untermalt wurde die Lesung durch eine Begleitung am Computer von Herrn Rudi Mazač, der in jeder Pause zu den Geschichten passende musikalische Erläuterung bot.
Die Autorin hat bei ihrem Lesen ein breites Spektrum an Rollen spielen müssen, mal heiter, dann ernst, mal traurig, dann sogar leicht skurril. Dabei ging es zuerst um leichte Flirts mit einem Kellner beim “Italiener.” Es folgten Gedanken an verlorene Lieben und Verhältnisse, sehnsuchtsvolle Gefühle nach dem Frühling, das Leben mit einer Katze, Erinnerungen an einen Aufenthalt in Prag, und weitere Szenen. Als Frau Vetter dann die letzten Gedanken und Gefühle eines im Wald sterbenden Rehs beschrieb, blieben die Tränen nicht aus. Zum heiteren Kontrast diente dann die ausgefallene Unterhaltung im Postsack, wo Briefe und Pakete sich wie Menschen im engsten Raum verhielten und sich unterhielten. Eine „komische“ Wucht!
Zuletzt muss ich wieder auf Elfie A.Vetter zurückkommen. Zweifelsohne versteht sie, nicht nur schön und fein zu dichten, zu malen, zu schreiben, zu singen, und zu sprechen. Nein, weit darüber hinaus versteht sie, mit ihrer gesamten Kunst ein Publikum so zu umarmen, dass man sich freut, lebendig zu sein und die Welt mit allen Höhen und Tiefen erleben zu können. Solches Können hat heutzutage Seltenheitswert.
Mit bestem Dank für einen gelungenen Abend.
J. Michael Horak